Kinesiologie

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Kinesiologie griech. "kinesik", (Lehre v. d. Bewegung)

geht zurück auf die Muskeltests der Maya und wurde in den 60er Jahren von dem amerikanischen Arzt und Physiotherapeuten Georg Goodheart als Diagnose- und Behandlungsverfahren entwickelt. Kinesiologie basiert auf der Annahme, dass Zusammenhänge bestehen zwischen den Emotionen des Menschen, seinen Muskeln und bestimmten Organen. Die Kraft eines Muskels soll ein Indikator von Krankheiten sein. Der Körper wird von >kosmischer Energie durchströmt und Organe und Muskeln stehen durch Meridiane miteinander in Verbindung. Bei störungsfreiem Energiefluss sind die Organe gesund und der entsprechende Muskel ist stark und fest. Ist der Energiefluss blockiert, erkranken die Organe und die Muskeln bieten keinen Widerstand. Dies wird auch auf den psych. Bereich übertragen. Bei negativen Ereignissen oder Empfindungen reagiert der Muskel schwach, bei positiven Gedanken und Gefühlen ist er stark.

Für die Diakgnose legt der Therapeut eine Hand auf die Organregion des Patienten, deren Funktion er prüfen will, und die andere Hand auf dessen ausgestreckten Arm bzw. das angewinkelte Bein. Kann der Patient dem Druck der Hand Widerstand entgegensetzen, ist das Organ angeblich gesund. So wird getestet, welche Spurenelemente dem Körper fehlen, welche Speisen und Medikamente er verträgt. Kinesiologie soll Heilung auf drei Ebenen bewirken, auf der körperlichen, der geistigen (dem "mind", dessen wesentl. Teil das Unterbewusstsein ist) und auf der seelischen Ebene (Depressionen, Angstzustände und Phobien).

Es gibt verschiedene Schulen: Die Physioenergetik nach van Assche, die Angewandte Kinesiologie (AK), bei der bestimmte Reaktionspunkte des Körpers mit Massagen behandelt werden; Touch for Health (Heilen durch Berührung bei körp. Verspannung). Der Amerikaner Paul Dennison entwickelte Edu-Kinesthetik oder >Brain-Gym. Durch gezielte Übungen (z.B. Überkreuzbewegungen) soll hier die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften gefördert werden, um dadurch eine Verbesserung der Lernfähigkeit und Konzentration zu erreichen. Weitere Varianten sind Energy Training, Energy Life Circle oder Movement Dynamics. Die Psychokinesiologie (PK) nach Dr. med. Klinghardt konzentriert sich überwiegend auf die Behandlung des Unterbewusstseins, in dem alle Kindheits- erinnerungen gespeichert sind, welche überwiegend verantwortlich sein sollen für körperliche Krankheiten. Der Patient soll sich an "unerlöste seelische Konflikte" (USK) aus seiner Kindheit erinnern, die dann mit Hilfe der PK gelöst und "entkoppelt" werden. Die Kinesiologisch- Kybernetische Strategie (KKS) ist dagegen ein Programm zur Wirtschaftsberatung.

Beurteilung: Eine medizinische Qualifikation ist zur Ausbildung der Behandler nicht notwendig, eine Qualitätskontrolle der Anwendungen gibt es nicht. Die Muskeltestung kann von jedem Behandler subjektiv interpretiert werden. Wissenschaftliche Beweise, ob der Muskeltest tatsächlich herausfinden kann, was behauptet wird, sind nicht vorhanden. Klinische Studien konnten bisher keinen der behaupteten Zusammenhänge entdecken. Es ist richtig, dass Übungen des Brain-Gym durchblutungsfördernd sind und Spannungen lösen. Die zugrunde liegende Annahme von kosmischen Energieströmen im Körper gründet sich jedoch auf den Taoismus und steht im Widerspruch zum biblischen Weltbild.

S. auch: >Gesundheit und Krankheit; >Chinesische Medizin; Taoismus; New Age; >Kosmische Energie.

Lit.: K. Willek: "naturheilverfahren im test" 2002; Stiftung Warentest: "Handb. der anderen Medizin" 1996; B. Tiesel: "Energie u. Schwung d. Kinesiologie" 1998. - Krit.: M. Kotsch, Chinesische Medizin, 2001.

Werner und Monika Deppe


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