Neue Weltordnung

HANDBUCH ORIENTIERUNG: Religionen, Kirchen, Sekten, Weltanschauungen, Esoterik.

1. Was ist die NW?

Die NW hat eine Welt zum Ziel, in der alle Menschen in Frieden und Eintracht zusammenleben. Krieg soll nicht mehr sein. Die Menschheit soll zusammenwachsen zu einer großen Familie, in der es keine Konflikte wegen Rasse, Kaste, Geschlecht, Weltanschauung oder Religion mehr geben wird. Schlüsselbegriffe der NW sind Liebe, Friede, Einheit, Harmonie und Toleranz. Das Zerfallen des kommunistischen Staatenblocks war eine wichtige Stufe, die uns der NW näher brachte. Denn in dieser darf es kein ideologisches System - wie etwa den Kommunismus - geben, das sich absolut setzt. Gorbatschows "Perestroika" kam - trotz seines Festhaltenwollens an einzelnen Leninschen Lehren - letztlich doch einer Auflösung des kommunistischen Dogmatismus und Totalitarismus gleich. Nach dem weitgehenden Zerfall des Kommunismus im Osten hat das "westliche" kapitalistische System die Oberhand gewonnen. Doch auch dieses steht vor weltumfassenden Krisen, und man darf gespannt sein, welches System sich im Rahmen dieser Krisen herausbildet und welches Maß an integrierender Kraft es besitzt. Einen unberechenbaren Faktor für das Programm einer NW stellen die islamischen Staaten dar. Im religiösen Bereich sperren sie sich mehrheitlich gegen die westliche Vereinnahmung. Wirtschaftlich allerdings sind sie wegen ihrer Ölexporte schon längst dem kapitalistischen Markt verbunden und besitzen hier sogar einen maßgeblichen Einfluss.

2. Wer strebt nach der NW?

Die NW wird von zahlreichen Kräften, Gruppen und Persönlichkeiten auf politischem, wirtschaftlichem und religiösem Gebiet angestrebt. Im folgenden kann ich nur einige Beispiele nennen.

Politiker in Ost und West führen seit Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts den Begriff "NW" immer häufiger im Munde. Stellvertretend Für viele erwähne ich hier nur George Bush und Michail Gorbatschow. Beispielsweise im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991 hat US-Präsident Bush immer wieder von der Notwendigkeit gesprochen, diese Welt einer neuen Ordnung zuzuführen, in der solche Kriege nicht mehr nötig sind. Als wichtigstes Mittel hierzu dient die Stärkung internationaler Organisationen wie der UNO. Weltparlament, Weltgerichtshof und Weltpolizei sind in den Ansätzen schon da und gewinnen ständig wachsenden Einfluss. Diese Pläne sind allerdings immer wieder ins Stocken geraten durch nationalistische Kriege und Zersplitterungen, etwa im ehemaligen Jugoslawien und der ehemaligen Sowjetunion, die der NW entgegenzustehen scheinen. Freilich ist es auch möglich, dass gerade dadurch die Neustrukturierung der Welt beschleunigt wird. Denn nur eine Menschheit, die von Kriegen und Krisen dermaßen geschüttelt worden ist, dass sie am Rande der Verzweiflung steht, wird wohl ein Weltparlament als das kleinere Übel akzeptieren. Die dabei stets mitschwingende Gefahr einer Weltdiktatur erscheint erst dann nicht mehr so schlimm.

Vor allem in den USA besitzt der Gedanke einer NW eine lange Tradition. Das wird etwa daran deutlich, dass sich auf jeder Ein-Dollar-Note der Aufdruck "Novus ordo seclorum" ("NW") findet - in Verbindung mit einer Pyramide und einem seltsamen Auge, das auf der Spitze der Pyramide steht. Man weiß, dass es sich dabei um >Freimaurer-Symbole (die Freimaurer-Pyramide und das Auge Luzifers) handelt. Und hier - in der Freimaurerei (insbesondere bei den >Illuminaten) - liegt auch die Wurzel der Vorstellung von der NW begründet. Das Ziel der Illuminaten beschrieb der Gründer dieses 1776 entstandenen Geheimordens, der Kirchenhistoriker Adam Weishaupt, folgendermaßen: Fürsten und Nationen werden ohne Gewalttat von der Erde verschwinden. Das Menschengeschlecht wird eine einzige Familie und die Welt die Wohnung von Menschen, die nur ihrer Vernunft folgen. Auf allen Gebieten soll absolute Toleranz herrschen. Ein absolute Wahrheit kann und darf es nicht geben, ebenso keine absolute Religion.

Damit die Menschheit eine einzige Familie werden kann, muss sie immer enger zusammenrücken. Technisch wurde dies in den letzten Jahrzehnten in enormem Umfang ermöglicht. Ich erinnere nur an globale Kommunikationsmittel wie Satellitenfernsehen, Verkabelung, Vercomputerisierung. Entfernungen spielen keine Rolle mehr. Jeder Mensch ist überall erreichbar, insofern er an das weltweite Kommunikationsnetz angeschlossen ist. Nur das Sprachproblem ist noch nicht gelöst, doch gibt es auch hier Entwürfe, z.B. die weltweite Verbreitung von Englisch oder die Kunstsprache Esperanto, die alle Menschen sprechen sollen. So versucht der Mensch, selber die babylonische Sprachverwirrung rückgängig zu machen.

Auf wirtschaftlichem Gebiet wird ebenfalls zunehmende Vereinheitlichung angestrebt. Die Barrieren des europäischen Marktes zum Beispiel sind Stück für Stück gefallen. Die Einheitswährung Euro wurde europaweit eingeführt. Bargeldlose Zahlungsarten sind in Entwicklung, etwa ein Laser-Tätowierungssystem, bei dem den Kunden Nummern in die Haut eingraviert werden können.

Auf weltanschaulich-religiösem Gebiet fallt das Streben nach der NW zusammen mit dem Anspruch absoluter Toleranz und einer Ökumene der Religionen. Der Tübinger Theologe Hans Küng (>Projekt Weltethos) hat es kurz auf folgende Formel gebracht: "Kein Friede unter den Völkern dieser Welt ohne einen Frieden unter den Weltreligionen!" In ähnlicher Weise begründete der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker seine Forderung nach Einberufung eines Friedenskonzils aller Kirchen und Religionen: "In bezug auf die drei Bereiche (Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung) ist eine Einigung der Christen und eine Übereinstimmung der Weltreligionen möglich und geboten. Eine weltweite politisch wirksame Rechtsordnung ist zu fordern" (Die Zeit drängt, 1986, 114). In vielen Kirchen sind solche Forderungen auf ein offenes Ohr gestoßen. So wurde bereits Mitte der sechziger Jahre auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil der römisch-katholischen Kirche eine stärkere Öffnung zu den nichtchristlichen Religionen hin beschlossen, bei denen man "Wahrheitselemente" finden will ("aggiornamento"). Im Oktober 1986 lud Johannes Paul II. erstmals führende Vertreter der christlichen Kirchen, aber auch der nichtchristlichen Religionen zu einem sogenannten Friedensgebetstreffen nach Assisi /Italien ein. Dieses wurde seither jährlich wiederholt, zum Beispiel 1987 auf dem "heiligen Berg" Hiei der Buddhisten bei Kyoto/Japan. Bei seinen Ansprachen redet Johannes Paul II. Angehörige heidnischer Religionen immer wieder als seine "Brüder und Schwestern" an. Auch in vielen evangelischen Kirchen kam es in den sechziger Jahren zum Ersatz des Missionsauftrags im biblischen Sinn (Bekehrung der Heiden) durch ein alles offen lassendes Dialogprogramm. Insbesondere der >Ökumenische Rat der Kirchen ist hier Vorreiter. Auf Kirchentagen werden immer häufiger "Gebetstreffen" zwischen Christen, Moslems, Hindus, Buddhisten und Angehörigen anderer Religionen angeboten. Da sich aber dem Dialog der Religionen doch noch mancherlei dogmatische Hürden entgegenstellen, versucht man verstärkt, durch gemeinsame praktische und moralische Anliegen ein Bindeglied zur NW auf religiösem Gebiet zu bauen (vgl. auch >Konziliarer Prozess und New Age).

3. Die NW in biblischer Sicht:

Wie die NW, so spricht auch die Bibel spricht von einem zukünftigen Reich, in dem Friede und Gerechtigkeit herrschen werden und in dem keine Träne mehr geweint wird. Sie spricht davon mit großartigen und eindringlichen Worten etwa am Ende der Johannesoffenbarung. Und doch wird deutlich, dass nicht der Mensch es ist, der dieses Reich herbeiführt, sondern allein Gott der Herr, der spricht: "Siehe, ich mache alles neu" (Offb 21,5). So wichtig und notwendig menschlich-politische Friedensbemühungen sind, so unmöglich ist es, dadurch umfassenden und dauerhaften Frieden im Stil einer "NW" zu erreichen. Wer das behaupten wollte, müsste die Macht der Sünde leugnen, welche die Herzen der Menschen erfüllt. Selbst ein Apostel Paulus musste bekennen: "Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich" (Römer 7,19). Und in 1. Joh 1,8 f. lesen wir: "Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er (Gott) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." Die Zielvorstellung von einer NW geht - so schön und faszinierend sie zunächst erscheint - von einem utopischen und unrealistischen Menschenbild aus, welches den biblischen Aussagen vom sündhaften Wesen des Menschen widerspricht.

Noch problematischer ist die Verwässerung der Wahrheitsfrage , die mit dem Einheitsgedanken verbunden ist. Hier strebt man nach Einheit auf Kosten der Wahrheit. Hier wird nicht nur Toleranz gegenüber der Person des anderen vorausgesetzt, was durchaus legitim wäre, sondern auch Toleranz in der Sache. Und das bedeutet, dass Wahrheit relativiert wird. Da geht das Heil verloren. Jesus Christus, wie er uns in der Bibel beschrieben wird, lässt sich nämlich nicht in den Einheitssog einer Ökumene der Religionen einbeziehen. Er spricht: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Joh14,6). Und es gilt: "In keinem anderen ist das Heil" (Apg 4,12). Ebenso wenig lässt sich der Heilige Geist mit den Geistern heidnischer Religionen gleichsetzen, bei denen es sich nach biblischer Aussage um gefallene Engel (Dämonen) handelt (1. Kor 10,20 f.; 2. Kor 6,14 ff.). Für das Verständnis von Judentum und Christentum ist das erste Gebot konstitutiv: "Ich bin der Herr, dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter neben mir haben" (2. Mose 20,2 f.). Die Vertreter einer NW und einer Ökumene der Religionen versuchen zwar mit allen Mitteln, solche Aussagen umzudeuten oder historisch-kritisch aufzulösen, aber es gelingt ihnen nicht. Die ganze Bibel ist nämlich durchdrungen davon. Das erste Gebot mit der Absolutheit des dreieinigen Gottes ist das Thema, das wie ein roter Faden die gesamte Heilige Schrift durchzieht. Wo das erste Gebot übertreten wird, wird nicht Friede die Folge sein, sondern das Gericht Gottes. Das lehrt uns die gesamte Geschichte des Alten und des Neuen Bundes. Jede >Religionsvermischung oder auch schon Relativierung der >Absolutheit des dreieinigen Gottes fordert früher oder später seinen Zorn heraus. Den Höhepunkt wird Gottes Gericht erreichen, wenn er die Herrschaft des Antichristen, des endzeitlichen satanischen Weltdiktators, für eine bestimmte Zeit zulässt. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, dass auch der Antichrist ein Friedensreich errichten wird. Es wird die diabolische Nachäffung bzw. Vorwegnahme des messianischen Friedensreiches Jesu Christi sein, verbunden mit der letzten Steigerung menschlichen Größenwahns und Selbsterlösungsstrebens. Die Bibel spricht davon, dass der Antichrist dieses Reich aufrichten wird, bevor Jesus für die Welt sichtbar wiederkommt: "Lasst euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er (Jesus) kommt nicht, bevor der Abfall kommt und der Mensch der Bosheit offenbart wird, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott" (2. Thess 2,3 f.). Und für die Zeit des Antichristen unmittelbar vor Jesu Wiederkunft gilt: "Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen gleichwie der Schmerz eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen" (1. Thess 5,3). Jede Friedensbestrebung und -bewegung, jede Bestrebung einer NW muß sich an diesen Voraussagen messen lassen. Wie ist ihr Verhältnis zu Jesus Christus? Wird ein Friedensreich an Jesus Christus vorbei oder gegen Christus erstrebt? Will man Einheit auf Kosten der Wahrheit erreichen, die allein in Jesus Christus offenbart ist? Wenn ja, dann arbeitet man - gewollt oder ungewollt - dem Antichristen in die Arme.

4. Zusammenfassung:

Die NW erstrebt Frieden durch Welteinheit: a. politisch: durch das Zusammenrücken der Machtblöcke und Ideologien im "Europäischen Haus" und weltweit; durch internationale Ordnungen, Institutionen und Kontrollmechanismen; b. wirtschaftlich: durch ein neues Weltwirtschaftssystem und immer mehr vereinheitlichte Zahlungsarten; c. religiös: durch Dialog und Zusammenarbeit mit Angehörigen aller Religionen. Dieses Erstreben der Welteinheit hat jedoch mehrere Verluste zur Folge: a. den Verlust der Freiheit der einzelnen Völker, die ihre Souveränität an immer höhere politische Komplexe abgeben müssen; b. den Verlust der Freiheit des einzelnen Menschen, der im Fall einer nicht-systemkonformen Einstellung bei einem Zusammenrücken der Welt immer weniger Ausweich- und Fluchtmöglichkeiten (etwa in "neutrale Staaten") findet; c. den Verlust der Wahrheit des christlichen Glaubens, die - wie z.B. in Verlautbarungen zum ">Konziliaren Prozess" geplant - in einen "universalen ethischen Konsens" der Ideologien und Religionen integriert und damit letztlich beseitigt werden soll.

Dem Welteinheitssystem werden dieselben Wirkungen zugeschrieben, die in der Bibel für das messianische Friedensreich Jesu Christi verheißen sind. Die NW soll denn auch evolutionär Schritt für Schritt dorthin führen. Dabei jedoch wird übersehen, a. dass die Welt nicht evolutionär in den "neuen Himmel und die neue Erde" mündet, sondern dass sie wegen der wachsenden Sünde und Unbußfertigkeit der Menschheit vergehen muss, bevor Gott - allein mit der Schar derer, die ihm die Treue gehalten haben - seine neue Welt schafft (vgl. Mt 24 parr.; 1. Kor 7,31; 2. Petr 3,10; Offb 6 ff. u.a.); b. dass dieses Gericht Gottes nicht aufgehalten, sondern im Gegenteil noch beschleunigt wird, wo die größte Sünde, der Götzendienst in anderen Religionen und in menschenverherrlichenden, atheistischen Ideologien (etwa dem Marxismus), durch deren Anerkennung als gleichberechtigte Dialogpartner toleriert und forciert wird (vgl. 2. Mose 20,2 f.; 2. Kön 17,35 f.; Jes 44; Jer 16,19-22; 1. Kor 10,20 f.; 2. Kor 6,14-17 u.a.); c. dass Jesus nicht wiederkommt, bevor der Antichrist erschienen ist, der sein trügerisches und zeitlich eng begrenztes Weltfriedensreich aus den Kräften satanischer Inspiration und einer vereinigten Menschheit heraus errichten wird (vgl. 1. Thess 5,2 f.; 2. Thess 2,1-12; Offb 13 und 17 f.).

Lit.: L. Gassmann, Was ist die Neue Weltordnung?, 1998.

Lothar Gassmann


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