Zeichen der Zeit

HANDBUCH ORIENTIERUNG: Religionen, Kirchen, Sekten, Weltanschauungen, Esoterik.Dem Wiederkommen Jesu und dem Ende des Zeitalters gehen die "Zeichen der Zeit" voraus. In Matthäus 24 parr. sind diese Zeichen ausführlich geschildert. Meiner Beobachtung nach erfüllt sich heutzutage nicht nur ein Zeichen, sondern es erfüllen sich alle Zeichen gleichzeitig in zunehmender Massivität.

Heute findet man z.B. eine Vielzahl von falschen Christussen , deren Kommen Jesus in Mt 24,5 angekündigt hatte. Einige dieser Pseudo-Christusse im 20. und 21. Jahrhundert waren oder sind etwa: Jiddu >Krishnamurti; San Myung Mun (>Vereinigunskirche); Father Divine, die "fleischgewordene Gottheit"; der New-Age-Christus des "Wassermann-Zeitalters", der vielleicht am gefährlichsten ist und von vielen erwartet wird. Das erste, wovor Jesus warnt, ist die Verführung, welche solche falschen Christusse mit sich bringen. Diese Verführung ist viel gefährlicher als Kriege, Katastrophen, Inflation usw. Denn sie ist das, was uns nicht nur äußerlich, sondern innerlich betrifft und das Seelenheil des Einzelnen kosten kann.

Danach erst werden die äußeren Gerichte beschrieben:

"Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei ; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort." (Mt 24, 6 f.).

Gerhard Maier und Arnold Fruchtenbaum meinen zu dieser Stelle, dass die Wendung "ein Volk gegen das andere" und "ein Königreich gegen das andere" sich auf einen sehr großen, vielleicht sogar globalen Konflikt bezieht, eine Art Weltkrieg. Fruchtenbaum schreibt: "Die Redewendung ist ein hebräischer Ausdruck für einen Weltkrieg" (Handbuch der biblischen Prophetie, 1986, 338 f.; vgl. G. Maier, Matthäus-Evangelium 2. Teil, 1980, 273).

In Mt 24,7 spricht Jesus auch von Hungersnöten und Erdbeben , in Lk 21,11 darüber hinaus von Seuchen . Zweifellos steht fest, dass die Zahl der Hunger- und Seuchenopfer (man denke etwa an Aids!) sowie die Erdbebenhäufigkeit und -schwere in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, vor allem seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir müssen dabei bedenken, dass es in der Offenbarung heisst, dass am Ende der Weltgeschichte ein Erdbeben stehen wird, so schwer, wie es noch nie gewesen ist (Offb 16,18).

In Mt 24,9 ist die Rede davon, dass die Gläubigen in Trübsal überantwortet und sogar getötet werden. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass sich eine zunehmende Bedrängnis auf die wirklich Gläubigen ausbreitet. Im 20. Jahrhundert haben die Christenverfolgungen vor allem in kommunistischen und islamischen Staaten beängstigende Ausmaße angenommen. Diese Spirale der Gewalt und des Terrors gegen Jüngerinnen und Jünger Jesu setzt sich fort.

"Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen" (Mt 24,10 u. 11).

Wir erleben in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Zunahme falscher Prophezeiungen , ob es die Voraussagen der Wachtturm-Gesellschaft, das Buch >Mormon, die Schriften von Jakob >Lorber, von Erich von >Däniken oder vielen anderen sind - stets finden sich Aussagen, die viele Menschen verführen und vom rettenden Glauben fernhalten. Umstritten ist auch die neue "Propheten-Bewegung", die in gewissen >charismatischen Strömungen vorhanden ist. Es gibt viele Diskussionen darüber, ob es sich um echte oder falsche Prophetie handelt. Jedenfalls müssen wir kritischer denn je Prophezeiungen prüfen und damit rechnen, dass viele falsche Voraussagen auf uns zukommen. "Seid nüchtern und wachsam", ermahnt uns Jesus Christus immer wieder. Zu den falschen Propheten gehört auch Mohammed, der Begründer des Islam, der eine ausdrücklich antichristliche Religion entwickelte, indem er die Gottessohnschaft Jesu Christi bestritt. In 1. Joh 2,22 sind diese und ähnliche Irrlehren vorausgesagt:

"Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet."

Ist die islamische Gesellschaft geprägt von einem falschen, unbiblischen Gottes- und Erlösungsverständnis mit dem Bemühen um Selbsterlösung durch eine rigorose >Gesetzlichkeit, so herrscht im ehemals christlichen Abendland in der Endzeit die Gesetzlosigkeit und Dekadenz vor (Libertinismus). Die "anomia" wird überhandnehmen, die Ungerechtigkeit, die Loslösung von Gottes gutem Gesetz (Mt 24,12). Auch das erleben wir ja bis hinein in Kirchen und Kirchentage. Als Beispiele für den endzeitlichen Glaubensabfall sind z.B. zu nennen: Förderung von >Abtreibung, aktiver >Euthanasie, "Homo-Ehe" (>Homosexualität) und Prostitution, ferner Korruption und Betrug in der Politik und >Religionsvermischung (Übertretung des grundlegenden ersten Gebots!) in Kirchen, Kirchenbünden und Gemeinden.

Erschreckend ist, dass das "Erkalten der Liebe" damit zusammenhängt (Mt 24,12). Wir spüren manchmal auch in unseren Gemeinden, dass sich ein "frommer Egoismus" einschleicht, dass jeder sich selber der Nächste ist. Das sollte nicht so sein. Jesus sagt: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt" (Joh 14,21). Und der Apostel Paulus schreibt:

"Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung" (Röm 13,10).

Mt 24,13 f. ist wichtig für die Gläubigen:

"Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden. Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen."

Das heisst also, dass nicht nur Gerichtszeichen zunehmen, sondern dass auch Mission und Evangelisation weitergehen werden, dass diese nicht gestoppt werden können (Weltmission). Jeder Volksstamm wird mit dem Evangelium erreicht werden. Nach Offb 7,9 werden Menschen aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen vor dem Lamme stehen und ihm zujubeln. Wir haben auf der Welt über 6.000 Sprachen und es existieren inzwischen Bibelübersetzungen in rund 2.500 Sprachen, zumindest Teilübersetzungen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Es wurden bereits in ca. 5.000 Sprachen Schallplatten, Kassetten und CDs besprochen von "Gospel Recordings". Menschen können mit einer einfachen Evangeliums-Botschaft per Schallplatte erreicht werden, die sogar von Hand bedient werden kann (ohne Strom, mittels Metallstift auf drehbarer Scheibe).

Das entscheidende Zeichen der Zeit aber ist symbolisch angedeutet in Mt 24,32 f.:

"An dem Feigenbaum lernt ein Gleichnis: wenn seine Zweige jetzt saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch: wenn ihr das alles seht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist."

Diesen Feigenbaum deuten viele Ausleger auf Israel . Nathanael z. B. sei ein "rechter Israelit", der "unter dem Feigenbaum" sitzt, sagt Jesus (Joh 1,47 f.). Wir finden auch im Alten Testament Hinweise auf diesen Zusammenhang zwischen Israel und dem Feigenbaum (1. Kön 5,5; Mi 4,4; Sach 3,10). Wenn der Feigenbaum wieder treiben wird, dann wird sich auch die Gerichts- und Missionszeit entfalten. Man kann davon ausgehen, dass wir seit 1948, seit der Staatsgründung Israels, in diesem Endstadium leben, dem "Endstadium der Endzeit", wenn man so will. Die Endzeit kann man schon anfangen sehen im weiteren Sinne mit der Himmelfahrt Jesu, etwa 33 n. Chr., aber im engeren Sinne dann mit der Heimkehr der Juden nach Palästina, der Staatsgründung Israels im Jahre 1948. Alle Generationen haben mit der Wiederkunft Jesu gerechnet, aber erst im 20. Jahrhundert hat sich das entscheidende Zeichen, welches dieser vorausgeht, erfüllt: die Wiederentstehung des Staates Israel. Das heutige Israel ist sicherlich kein perfekter Staat, aber sein Vorhandensein bildet doch die Voraussetzung für die Erfüllung vieler endzeitlicher Prophezeiungen. Die Heimkehr Israels ist schon im Alten Testament vorausgesagt, etwa in Hesekiel 36-39. Man kann diese Kapitel nicht nur rein zeitgeschichtlich auf die Heimkehr der Juden aus dem babylonischen Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. beziehen, sondern mehrmals findet sich der ausdrückliche Hinweis: "In den letzten Tagen" wird es geschehen (Hes 37,24-28; 38,8.16). Dass die Juden wieder gesammelt werden, ist auch schon in Jesaja 11,11 f. angedeutet, und zwar wird auch da deutlich, dass es eine weltweite Zerstreuung sein wird, was während des babylonischen Exils noch nicht der Fall war. Und es ist auch die Rede davon, dass das unfruchtbare Land in Israel am Ende der Zeit wieder blühen wird (Hes 36,34f.).

Wir können folgende maßgebliche Zeichen der Zeit vor Jesu Wiederkunft zusammenfassen: der Glaubensabfall, das Erkalten der Liebe, Kriege und Kriegsgeschrei, das Auftreten von Zeichen in der Natur (etwa Erdbeben, Hungersnöte und Seuchen), Christenverfolgungen, die Evangelisation als positives Zeichen, die Rückkehr der Juden in das Heilige Land, aber auch die Möglichkeit einer Weltdiktatur, die sich im Erscheinen des Antichristen zuspitzen wird, eine zunehmende Welteinheitsgesellschaft, Welteinheitswirtschaft und Welteinheitsreligion (Neue Weltordnung).

Lit.: L. Gassmann, Zukunft. Zeitzeichen. Aufruf zur Wachsamkeit, 1999.

Lothar Gassmann


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